WER WAR EINHARD?

Einhard, der als einer der herausragendsten Gestalten der karolingischen Renaissance gilt, war Nachfolger seines Lehrers Alkuin als Leiter der Hofschule Karls des Großen.

Er war auch Ratgeber Ludwigs des Frommen sowie Laienabt der Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht, Saint-Cloud bei Paris, Saint-Wandrille in der Normandie, St. Johannes der Täufer in Pavia, St. Peter in Fritzlar, Steinbach bei Michelstadt im Odenwald und Seligenstadt. Wegen seines technischen Talents erhielt er in der Hofschule den Namen Beseleel, nach dem Erbauer der jüdischen Stiftshütte (Ex 35,30).

 

Der ostfränkische Gelehrte  Einhard wurde um 770 im Maingau geboren und starb am 14. März 840 im heutigen Seligenstadt. Bekannt wurde Einhard insbesondere durch die „Vita Karoli Magni“, die einzige Biographie Karls des Großen.

Die Ausbildung Einhards begann um 790 n. Chr. im Kloster Fulda, später wurde er an der Hofschule Karls des Großen zum Schüler Alkuins und gehörte dem Gelehrtenkreis um Karl den Großen an. Er war Vertrauter und Berater Karls. Als bedeutende Persönlichkeit des frühen Mittelalters lernte er im Laufe seines Lebens große Teile des heutigen Europas kennen. So reiste er beispielsweise im Jahr 806 als Gesandter Karls des Großen nach Rom zu Papst Leo III.

Einhard, der die Errichtung zahlreicher Bauten Karls leitete und die Aufsicht über dessen Hofwerkstätten innehatte, trug bei Hof aufgrund dieser Begabungen den Beinamen „Beseleel“, nach dem Erbauer der jüdischen Stiftshütte (Ex 53, 30). Es liegt auf der Hand, dass Einhard auf der o. g. Reise die frühchristliche Architektur Roms ausführlich studiert hat. Diese Eindrücke sind u. a. auch in die von ihm gebauten Basiliken in Steinbach und Seligenstadt eingeflossen.

Im Jahr 813 ernannte Karl der Große seinen Sohn Ludwig zum Mitkaiser. Man geht davon aus, dass Einhards Rat Karl zu diesem Entschluss bewogen hat. Nach Karls Tod war Einhard einer der wenigen Vertrauten des Kaisers, die auch bei seinem Sohn Ludwig ein hohes Ansehen genossen. Ludwig schenkte Einhard im Jahr 815  für dessen Verdienste bei Hof die Mark Michelstadt und Gebiete um Ober Mühlheim, das heutige Seligenstadt.

Die Auseinandersetzungen um die Nachfolge Ludwigs des Frommen unter dessen Söhnen entfremdete Einhard um 820 vom höfischen Leben. Er widmete sich ab dieser Zeit verstärkt seinen Aufgaben als Laienabt. In dieser Funktion stand er mehreren Klöstern in verschiedenen Regionen des heutigen Europas vor.

In der Zeit nach 820 wurden auch die beiden Einhardsbasiliken in Steinbach bei Michelstadt und in Seligenstadt erbaut.

Auch entstand ein weiteres literarisches Werk Einhards die „Translatio“. Dort beschreibt er die von ihm beauftragte Überführung der Heiligen Marcellinus und Petrus von Rom nach Steinbach und von dort weiter nach Seligenstadt. Wie für Translationsberichte üblich beinhaltet der Bericht Einhards auch Wundererzählungen.

Einhards Ehefrau Imma entstammt nach heutigem Kenntnisstand dem Umfeld Karls des Großen, war aber nicht dessen Tochter! Die häufig kolportierte romantische Geschichte um Einhard und Immas Liebesbeziehung, mit der Karl der Große anfangs nicht einverstanden gewesen sein soll und damit eine Flucht  Einhard und Immas vom Hof des Kaisers ausgelöst haben soll, endet mit dem angeblichen Spruch Karls: „Selig sei die Stadt genannt, wo ich meine Tochter Imma wieder fand“. Dieser Satz ist dem Reich der unausrottbaren Legenden zuzuordnen. Seligenstadt verdankt seinen Ortsnamen vielmehr der Tatsache, dass die Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus dort ihre letzte Ruhestätte fanden.

Imma starb vor Einhard im Jahr 836. Die Ehe blieb kinderlos. Beide wurden in Seligenstadt bestattet. In der Sakristei der Einhardsbasilika Seligenstadt befindet sich ein Sakrophag mit Gebeinen, die Einhard und seiner Gemahlin zugeordnet werden. Naturwissenschaftliche Untersuchungen im Jahr 2005 haben bestätigt, dass die Skelettfragmente dort mit den Lebensdaten Einhard und Immas in Einklang gebracht werden können.

Einhardsbasilika Steinbach, Steinmodell von Georg Hüter

Einhards Basiliken in Michelstadt-Steinbach und Seligenstadt

Einhard begann ca. 824 mit dem Bau der Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, die im Jahr 827 fertig gestellt wurde. Die Basilika wurden den Reliquien der Hl. Marcellinus und Petrus geweiht, die Einhard aus Rom dorthin überführen ließ. Die Reliquien verblieben nicht lange dort und wurden bereits im Jahr 828 in Einhards zweite Basilika nach Seligenstadt gebracht. Die Steinbacher Basilika ist wegen des in weiten Teilen noch erhaltenen ursprünglichen Bauzustand eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele karolingischer Baukunst in Deutschland. Die Seligenstädter Basilika dagegen wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Die folgende Bilderfolge soll einen Eindruck über die architektonische Schönheit der beiden Basiliken vermitteln. Darunter sind auch einige historische Aufnahmen.

Die Bilderfolge beinhaltet auch historische Aufnahmen der Seligenstädter Glockenweihe vom 30.07.1909

Grabplatte der Anna von Bruck

Grabplatte der Anna von Bruck (Gemahlin des Schenken Konrad V. von Erbach), Einhardsbasilika in Steinbach

Grabplatte der Äbtissin Elisabeth Lochinger

Grabplatte der Äbtissin Elisabeth Lochinger von Arxhofen in der Einhardsbasilika in Steinbach